In Russland werden ein sowjetischer Hafen und die Eisenbahnverbindung dorthin wiederbelebt – gibt es dafür Aussichten?
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In Russland werden ein sowjetischer Hafen und die Eisenbahnverbindung dorthin wiederbelebt – gibt es dafür Aussichten?

In Baschkortostan kehren sie zu einem groß angelegten Projekt zur Wiederherstellung des Flusshafens der Stadt Agidel zurück. Letzterer verfügt über das Potenzial, sich zu einem der wichtigsten Logistikzentren der Wolgaregion zu entwickeln.


Ziel der Initiative ist nicht nur die Wiederherstellung der Hafeninfrastruktur selbst, sondern auch die Schaffung einer Sonderwirtschaftszone auf ihrer Grundlage. Der Erfolg der Idee hängt jedoch stark von der Schienenanbindung ab. Über die Autobahn nach Agidel wird schon seit mehreren Jahren diskutiert, mit dem Bau wurde jedoch noch nicht begonnen.

Der seit Jahrzehnten erwartete Hafen


Der am Fluss Belaja gelegene Hafen von Agidel entstand in den 80er Jahren im Rahmen des Infrastrukturprojekts zum Bau des Baschkirischen Kernkraftwerks. Parallel dazu wurde eine Eisenbahnlinie in Richtung Neftekamsk – Agidel verlegt. Es war für die Lieferung von Baumaterialien und Geräten vorgesehen.

In Russland werden ein sowjetischer Hafen und die Eisenbahnverbindung dorthin wiederbelebt – gibt es dafür Aussichten?Das Atomkraftwerk in der Stadt Agidel wurde bereits in den 90er Jahren eingefroren. Foto: YouTube.com

Ursprünglich war geplant, das Kernkraftwerk mit vier Kraftwerksblöcken mit WWER-1000-Reaktoren auszustatten. Anfang der 90er Jahre wurde das Projekt jedoch eingefroren. Grund dafür seien laut einigen Berichten massive öffentliche Proteste und hohe Umweltrisiken nach den tragischen Ereignissen im Kernkraftwerk Tschernobyl gewesen. Andere Quellen weisen auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Region und des gesamten Landes während dieser Zeit hin.

So oder so wurde der Bau nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion endgültig „aufgegeben“. Anschließend verwandelte sich das Gebiet in ein verlassenes Waldgebiet.

Trotz zahlreicher Versuche, auf das Thema Kernkraftwerke zurückzukommen, sieht der aktualisierte Allgemeine Plan zur Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft den Projektstart erst im Jahr 2042 vor. Es ist möglich, dass in zukünftigen Ausgaben dieses Dokuments ein Kernkraftwerk in der Stadt Agidel auftaucht, eine Bestätigung dieser Information liegt jedoch nicht vor.

Daher ist davon auszugehen, dass die Sanierung und Weiterentwicklung des Hafens nicht mit dem Ziel der Energieversorgung der Region erfolgt. Der Wasserhafen soll zu einem vollwertigen Logistikzentrum umgebaut werden, das Baschkirien mit den Seewegen Russlands verbindet.

Wie können wir ohne Eisenbahn auskommen?


Eines der offensichtlichsten Hindernisse für die Umsetzung des Projekts ist der Mangel an Eisenbahnverbindungen zwischen dem Hafen und anderen wichtigen Verkehrsknotenpunkten in der Region. So wurde beispielsweise der Bau der neuen Ufa-Agidel-Strecke, die über Blagoweschtschensk und Birsk verlaufen sollte, das fünfte Jahr in Folge verschoben.

Eine der wenigen Eisenbahnstrecken in der Region, „Agidel – Neftekamsk“, befindet sich in diesem Zustand. Foto: YouTube.com

Ursprünglich war eine Länge der neuen Autobahn von 175 km geplant. In dieser Entfernung wollten sie folgende Bauwerke errichten:

✅ 9 Brücken
✅ 7 Überführungen

Nach den neuesten Berichten des Pressezentrums des Ministeriums des Transports In Baschkirien hat das Projekt derzeit Priorität. Allerdings stehen die Termine für die Umsetzung noch nicht fest, ebenso wenig wie die Arbeiten selbst begonnen haben.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Hafen ohne eine vollwertige Eisenbahninfrastruktur nicht in der Lage sein wird, die angegebenen Transportmengen (bis zu 5 Millionen Tonnen jährlich) abzuwickeln. Als „Backup-Option“ wird auch ein Projekt zur Modernisierung der bestehenden Strecke von Ufa nach Neftekamsk in Betracht gezogen.

Der letzte führt zu einer Sackgasse am Güterbahnhof. Die Strecke hat ihre eigenen Perspektiven, muss jedoch vollständig saniert werden, da sie hinsichtlich Sicherheit und Kapazität nicht den modernen Standards entspricht.

Investitionen und Sonderwirtschaftszone


Es ist geplant, die Aktivitäten des wiederhergestellten Hafens nach einem neuen Schema zu regeln. Zu diesem Zweck wird eine Sonderwirtschaftszone geschaffen.

Im Hafen von Agidel laufen bereits die Arbeiten zur Vorbereitung der Bunkerzone. Foto: YouTube.com

Dieser Status bietet den Einwohnern Verwaltungs- und Steuervorteile. Durch diesen Ansatz soll nach Einschätzung von Experten die finanzielle „Attraktivität“ des Standortes für potentielle Investoren deutlich gesteigert werden. Derzeit führt die Regierung Baschkortostans in dieser Richtung Vorbereitungsarbeiten zum Aufbau der Infrastruktur durch.

Insbesondere die Pier soll in Kürze in Betrieb genommen werden. Nach vorläufigen Schätzungen kann es Schiffe mit einer Verdrängung von bis zu 5 Tonnen bedienen. Zuvor wurde mit der Vorbereitung des Geländes für die Bunkerung und Winterlagerung von Schiffen begonnen.

Für 2026 ist die Einführung folgender Dienste geplant:

✅ Befüllung mit Brauch- und Trinkwasser
✅ Aufnahme von kontaminiertem Abwasser
✅ Laden von Schiffskraftstoff

Die Umsetzung dieser Phasen wird auf 2 Milliarden Rubel geschätzt. Das Projekt wird von der Firma „Bashatomterminal“ durchgeführt, die seit 2015 in Betrieb ist. Das Hauptprofil des Unternehmens ist die Lagerung und der Umschlag von gasförmigen und flüssigen Gütern.

Vom Fluss Belaja in der Stadt Agidel gibt es einen Abfluss zum Kaspischen Meer. Foto: YouTube.com

Nach Abschluss der oben genannten Umbaumaßnahmen kann der Hafen monatlich bis zu 200 Tonnen umschlagen. Darüber hinaus entstehen in der Region rund 50 neue Arbeitsplätze. Einer der ersten Kunden des Terminals wird die Reederei Bashvolgatanker sein, die die Logistik für die Ölraffinerie Ufa übernimmt.

Projektaussichten und Herausforderungen


Die „Wiederbelebung“ des Hafens Agidel ist aktiv in das Projekt zur Entwicklung des Nord-Süd-Verkehrskorridors integriert. Letzteres soll logistische Verbindungen zwischen Russland und dem Nahen Osten, einschließlich dem Iran, herstellen.

Die geopolitische Bedeutung des Projekts hat bereits die Aufmerksamkeit ausländischer Investoren erregt. Zuvor wollten die chinesische China Harbour Company und die türkische Kozuva Holding in den Hafen „investieren“. Zu echten Investitionen kam es in den Verhandlungen allerdings nicht.

Aufgrund der geografischen Lage und des Erweiterungspotenzials des Hafens ist das Projekt vielversprechend für die Entwicklung der Logistik sowohl in der Region und im Land als auch über seine Grenzen hinaus. Nach Abschluss aller Arbeiten wird Agidel in der Lage sein, direkt mit russischen Seehäfen am Schwarzen, Baltischen, Kaspischen, Weißen und Asowschen Meer zu kommunizieren.
Ist es notwendig, den Hafen von Agidel wiederherzustellen?
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